Seidel down under
Seidel down under - Woche 08
„Michael, how do I pronounce your last name?“ “It’s pronounced Seidel!” “I can’t say that, I'll call you Schnitzel! Michael Schnitzel!“


Yeaaaaah. Helloooo. Ich weiß nicht, was ich sagen soll Diese Woche war überraschender Weise ziemlich viel los, vier freie Tage am Stück und 10 Stunden Jacuzzi innerhalb einer Woche bringen mich einfach auf dumme Gedanken

Nachdem ich jetzt schon vorletzte Woche 58 Stunden gearbeitet hab, hab ich mich ziemlich aufs Ausschlafen gefreut. Die freie Zeit hab ich auch voll ausgeschöpft und erstmal bis zwei Uhr nachmittags geschlafen – und bis ich dann mal fertig für den Tag war, war der Tag schon fast wieder vorbei. Irgendwie blieb da nicht viel Zeit für irgendwas großartiges… also einfach mal in den Jacuzzi geflackt Und schon wars wieder Zeit zum Schlafen

Erkenntnis des Tages Montag Abend: Verdaaaammt, ich hab nur noch eine Scheibe Toast zum Frühstück. Fazit: Dienstag einkaufen. Ich mag Einkaufen gehen, aber auf die Australier hier wirke ich glaub ich ziemlich verstörend. Kochen für eine Person ist halt echt kacke, ich ernähre mich meistens vier bis fünf Tage die Woche vom selben Abendessen, weils sichs finanziell einfach nicht rentiert, dass ich jeden Abend was Anderes esse. Also streife ich meistens stundenlang durch den Supermarkt meines Vertrauens, meine großen blauen Kopfhörer – selbstverständlich perfekt abgestimmt zu meiner blauen Fließ-Jacke und meinem blauen iPod – auf den Ohren, solange bis ich was Nettes zum Speisen gefunden habe. Und diese Woche hab ich (leider?) den ganzen Supermarkt wissen lassen, was ich essen werde Es war einfach eine dieser „FRITIERTE HÄHNCHENBRUST!“-Momente, die (hoffentlich?!) jeder Mal in seinem Leben mal in nem Supermarkt durchlebt Inzwischen hab ich wenigstens gelernt, dass Einkaufen um die Mittagszeit ab 13:00 Uhr wesentlich entspannter als um die Zeit zwischen 17:00-18:00 Uhr ist, weil dann jeder aus der Arbeit kommt und noch schnell was besorgt. Als ich dann am Dienstag vom Einkaufen heimgekommen bin (und drei Liter Milch durch halb Sydney geschleppt hab), MUSSTE ich einfach nochmal in den Jacuzzi Auf der anderen Seite zahl ich ja auch dafür, warum sollte ich ihn nicht benutzen. Und fürs Fitness Studio bin ich (immer) noch zu faul Aber irgendwie hab ich dann doch die Zeit vergessen und war dann insgesamt 4 Stunden im Jacuzzi… aber da lässt sichs auch einfach super über die eigenen Reisepläne nachdenken, später dazu mehr

Am Mittwoch hab ich dann eines meiner Kombi-Tickets eingelöst und bin zum Wildlife Park am Darling Harbour. Eigentlich wollte ich ja mit der U-Bahn fahren und dann noch ein Stück laufen, aber meine 5-Tage-alte 52$-Fahrkarte für insgesamt 14 Tage war leider unauffindbar (ist sie bis heute noch). Da ich aber unbedingt zur Krokodilfütterung um 13:00 Uhr im Park sein wollte, musste ich wohl oder übel etwas schnell den ganzen Weg laufen. Aber ich mag Darling Harbour, da lauf ich gerne hin <3 Wie gesagt, Hauptattraktion des Tages war die Krokodilfütterung. Da es sich dabei natürlich nicht nur um irgendein Krokodil handelt, sondern mit mehr als 5 Metern und mehr als 700 Kilo eines der größten Crocs der Welt. Ich hab in nem Youtube Video davor schon gesehen, wies da abgeht, so von wegen Krokodil springt aus Wasser und so. Bevor die Fütterung losging, hat man uns darauf hingewiesen, dass das liebe Krokodil aufgrund seiner Masse nicht mehr aus dem Wasser springen kann und man deswegen auf eine Fütterung auf Augenhöhe übergegangen ist. Öööhm ja, im Internet sahs natürlich weit aus spektakulärer aus – aber trotzdem waren die riesigen Zähne von dem Viech sehr beachtlich. Bis heute bezweifle ich aber, dass das Ding wirklich aus Hunger zugebissen hat, meiner Meinung nach wars einfach nur genervt, dass irgendein Tierpfleger es dauernd mit einem an einer Angel hängendem, totem Hähnchen abgeworfen hat. Nach der Krokodilfütterung – die selbstverständlich am Ausgang des Parks ist – bin ich dann erstmal den ganzen Weg bis zum Eingang zurückgelaufen und hab alles von vorne bis nach hinten in Ruhe angeschaut. So Tierparks, das mag ich, voll mein Ding. Ich war glaub ich auch so um die vier Stunden in dem Park, ich kann da auch Jahre drin verbringen, wenns sein muss Generell kann man in dem Park nur Tiere sehen, die in Australien beheimatet sind. Und da 80% der australischen Fauna endemisch sind (höhööö, hier spricht der Bioabiturient ), hab ich die da wohl auch zum letzten Mal gesehen Am Anfang kam das für mich eher langweilige Thema, irgendwelche Schmetterlinge, ne Schildkröte, n Frosch, ne Eidechse und dann hier und da ein paar Schlangen. Schon spannender war für mich der Kasuar. Ich kannte diesen Vogel bis zum Film „Oben“ auch noch nicht, aber da kommt auch einer vor Der Kasuar schaut so ein bisschen aus wie ne Mischung aus nem Truthahn und nem Strauß mit nem Horn von nem Dinosauerier, ziemlich komisches Teil. Die sind angeblich ziemlich scheu, aber einem in der freien Wildbahn begegnen, will ich nicht unbedingt. Der Kasuar wird vom Wildlife Park als tödlichster Vogel der Welt bezeichnet – das aggressive Känguru boxt dich, ein aggressiver Kasuar kickt dich mit seinen Monsterpranken. Und ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hat des Teil mich glaub ich gehasst

Weiter gings mit einem weiteren Vogel – dem Kookabura. In den Royal Botanic Gardens hab ich vor ein paar Wochen einen in freier Wildbahn gesehen, aber natürlich nicht so nah wie hier. Und an sich sind des auch echt putzige Tierchen mit ner sau geilen Lache Als nächstes waren natüüürlich Kängurus an der Reihe. Joa mei, Kängurus halt. Die schmecken übrigens ganz gut, hab ich ja letztens schon erwähnt. Die wurden in ein neues Gehege eingesiedelt, durch das man später dann mal als Besucher durchlaufen kann. Wenn meine Schwester nächstes Jahr nach Australien kommen sollte, machen wir das dann wohl Weiter gings mit einem etwas verschlafenen Wombat und zwei knuffigen Echidnas (Ameisenigel oder so), den nachtaktiven Tieren (Possums und so) wieder hin zum Megakrokodil, das etwas faul in der Sonne lag. Da bin ich genau rechtzeitig zum „Crocodile Talk“ gekommen, bei dem ein Tierpfleger was über das Krokodil erzählt hat: Es war mal ein wildes Krokodil südlich von Darwin und hat da in nem Fluss gelebt. Besonders an Wochenenden sind Familien zum Picknicken an den Fluss gekommen – und sind leider ohne ihren Hund wieder zurück, weil das Krokodil einen nach dem anderen gefressen hat. Irgendwann hat man dann beschlossen, dass des Croc zu gefährlich für den Menschen ist und in eine Krokodilfarm gebracht. Da sollte das eigentlich als Zuchtbulle (kann man das bei nem Krokodil sagen?) eingesetzt werden, aber leider haben das die weiblichen Krokodile nicht überlebt – also ist das Croc nach Sydney geflogen worden. Nach dem Crocodile Talk gings gleich ab zum Koala Talk – meiner letzten Station für den Tag. Ich würde sagen, ich hatte echt Glück – die Koalas waren gerade auf, eigentlich schlafen die 18 Stunden am Tag. Und Koalas sind soooo süß Falls ihr jetzt eines dieser typischen Fotos erwartet, wo man einen Koala in der Hand hebt – das konnte ich nicht machen. Dieses „Koala holding“ ist in ganz Australien verboten, außer im Bundesland Queensland. Ich hab mich nach dem Koala Talk noch mit nem Pfleger unterhalten, der meinte, dass Studien ergeben haben, dass „Koala holding“-Koalas eine um 7 Jahre kürzere Lebenserwartung haben und man deswegen den Tieren zu Liebe beschlossen hat, das zu verbieten. Nur sind die Bundesländer in Australien ziemlich unabhängig und Queensland erlaubt das weiterhin. Aber laut der Meinung von dem Pfleger wird sich auch das noch in den nächsten Jahren ändern…   

Insgesamt habe ich einen Besuch in dem Wildlife Park seeehr genossen. Ziemlich lustig fand ich dann am Ende noch den Automaten, der einen nach der eigenen Meinung zum Park gefragt hat. Da konnte man verschiedene Sprachen einstellen: Englisch – Amerikanisch – Australisch. WAS IST DA BITTE DER UNTERSCHIED?! Und vor allem, WAS ist Australisch?
Den schönen Tag hab ich dann mit einem kalorienreichen Essen bei McDonald’s am Darling Harbour enden lassen. Zu meiner großen Freude kam keine einzige Möwe, um mir meine Pommes oder gar meinen Burger wegzuschnappen – stattdessen hat sich ein Kookaburra auf meinen Tisch gesetzt und mir beim Essen zugeschaut Leider konnte ich davon nur mit dem Handy ein Foto machen (habt ihr ja vielleicht auf Twitter gesehen), der ist dann gleich danach auf ne Laterne geflogen.












 
 
Am Donnerstag gings dann nochmals für vier Stunden in den Jacuzzi, bevors am Freitag wieder in die Arbeit ging. Und natürlich, jetzt wo die Schulferien vorbei sind, werden alle Attraktionen mit Walky Talkies ausgestattet o.O Wenn man jetzt z.B. als Türsteher in Coney Island abgestellt wird, hat man einen kleinen Knopf im Ohr und das Walky Talky in der Hosentasche (für Notfälle, zum Beispiel wenn die Warteschlange auseinander bricht, so wie heute). Wenn man dann eher nichts mehr zu tun hat, wechselt man halt durch alle Kanäle und hört den verschiedenen Gesprächen heimlich zu
 
Den neuen Leuten hat man dann heute auch klar gemacht, dass man sich keine große Hoffnungen darauf machen soll, eine große Attraktion jemals alleine zu bedienen (= Operator), da man ja in drei Monaten eh wieder aufhört zu arbeiten. Stattdessen werden wir meistens nur als Attendant eingesetzt, heißt: Leute ein/ausladen und sichern. Yeahaaa, easy job! Zu meiner großen Überraschung wurde ich heute in meiner letzten Arbeitsstunde dann noch an einer neuen Attraktion namens Spider trainiert, die man vom Volksfest vielleicht unter dem Namen Breakdance kennt – also weiß ich jetzt schon mal, wo ich morgen landen werde   Auch wenns letzte Woche weiter westlich von Inner Sydney einen Schneesturm gab, gibt’s Anfang nächster Woche wieder +27°C  und die Spider ist draußen, vielleicht werd ich ja braun

Mein neuer Arbeitsplatz: Spider

Meine Arbeitskollegen sind einfach die besten der Welt <3 Am Wochenende wurden U-Bahnschienen repariert und ich musste teilweise mit dem Ersatzbus fahren – genauso wie ein paar weitere Kollegen. Und dann unterhält man sich halt hier und da über dieses und jenes und kommt irgendwann zu der Erkenntnis: „Michael, wie spricht man deinen Nachnamen aus?“ „Seidel“ „Meikel Seidel? Das kann ich nicht aussprechen. Ich nenn dich ab jetzt Michael Schnitzel“. Oooookay Inzwischen reicht meine Spitznamenliste von „Schnitzel“ über „German“ bis „Grent“, was für German Trent (deutscher Trent, ein Arbeitskollege, der wie ich aussieht, nur ohne Brille). Noja, ich arbeite ja nur noch drei Monate mit diesen Freaks zusammen

DAS bringt mich zu einer perfekten Überleitung zu meinen Reiseplänen für Australien, die ich in meinen insgesamt zehn Stunden langen Aufenthalt diese Woche erarbeitet habe (im folgendem Plan wird davon ausgegangen, dass mich meine Schwester besuchen kommt):

Ich bleibe definitiv noch bis Mitte Januar in Sydney. Ende Dezember gehen hier die Weihnachtsferien los und ich kann problemlos viel Geld in meinen letzten drei Wochen im Luna Park machen. Sollte das Geld auf meinem Konto dann 4.000$ anzeigen, bin ich glücklich… anderen Falls muss ich mir wohl Geld leihen. Dann geht’s auch definitiv nach Melbourne, bevors über Adelaide nach Alice Springs zum Uluru (Ayers Rock) hochgeht. Eine Gruppe Schweden samt einem aus Lappland, die mit mir im Luna Park gearbeitet haben, haben genau die Route jetzt mit einem gemietetem Van gemacht und wurden im Outback von einer wilden Horde Kamele ausgebremst. Nur so zur Info: Australien hat die meisten wilden Kamele der Welt, die wurden als Arbeitstiere von Einwanderern eingesetzt und danach einfach in die Wüste geschickt… dumm nur, dass Kamele leider in der Wüste überleben können und sich unaufhaltsam vermehrt haben Dann geht’s nach Cairns zu meinem Tauchkurs, wo ich mich später dann auch Janna Wülbern aus Merching treffen werde. Dann geht’s innerhalb von 1,5 Monate die komplette Ostküste bis nach Sydney runter, wo ich mich mit meiner Schwester treffen will. Dann fliegen wir nach Fraser Island und touren schlussendlich nach Brisbane – Ende des Marathons. Wobei meine Zeit in Brisbane mit X markiert wird, es soll ja schließlich keiner wissen, wann ich wieder heim komm

Wer jetzt aufgepasst hat, hat gemerkt, dass ich gut und gerne vier Monate am Durchreisen bin. Nach meinem Plan bin ich dann (mit ein paar kleinen Ausnahmen) pro Woche mindestens in zwei verschiedenen Städten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das so überleben werde, aber ich muss – ich hab sonst einfach keine Zeit mehr Und hey, ich hab dann fünf Monate mit Arbeiten verbracht und vier mit Reisen, klingt doch jut. Nur ist meine größte gerade das Geld. Ich hab mir neben meiner Excel-Tabelle mit meinen Reiseterminen auch ne Tabelle mit meinen finanziellen Angelegenheiten erstellt und will jetzt für Oktober noch versuchen, bei knapp über 1.000$ an Ausgaben zu bleiben. Wenn man die Miete weglässt, hab ich jetzt dann noch bis 31. Oktober insgesamt 100$, wuhaaa Wenn jetzt nichts mehr Großartiges dazwischen kommt, könnte ich das sogar schaffen. Ich bin gespannt

Ebenfalls gespannt bin ich darauf, wie sich mein Apartment noch so entwickelt. Man hat uns diese Woche mitgeteilt, dass man in zwei Wochen anfangen wird, die Möbel im Wohnzimmer zu verschieben und Betten mit Sichtschutz aufstellen wird – zwei weitere Leute ziehen ein, sodass wir insgesamt zu zehnt sind. Tjoa, beide Betten stehen heute schon und der erste, Bo aus Korea, ist heute eingezogen. Mir relativ egal, ich zahl gerne die 10$ mehr und hab ein gscheides Bett in nem gscheiden, eigenem Raum. Außerdem bin ich ja eh nur zum Essen, zum Schlafen und zum Duschen in meinem Apartment, sonst bin ich ja entweder in der Arbeit, in Sydney unterwegs oder im Jacuzzi Ach ja… also ich muss ja morgen in der Früh in die Arbeit und ich mach mir mein Frühstück samt Pfefferminztee neben deinem Bett, wenn du deshalb aufwachst… das war eine der Bedingungen, die du akzeptieren musstest, um den Schlafplatz zu bekommen.

Hier ist übrigens mein Apartment (im rechten Haus):




(keine Ahnung, warum des rechte Haus so schief ist...)

 

Liebste Grüße in die Heimat,
Michael Schnitzel

genieß deine Zeit in Australien, aber komm bald wieder, wir vermissen dich! <3 Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
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