Seidel down under
Seidel down under - Woche 01
G’day, how’s ya doin‘?

Diesen Satz hab ich wohl am häufigsten in den letzten 5 Tagen gehört. Und ehrlich gesagt hab ich auch nichts dagegen
Mittwoch, 6:30 Uhr Ortszeit Sydney, landet der Herr Seidel mit 18 weiteren TravelWorks Leuten in Sydney. Deutlich spürbar war der Temperaturunterschied zwischen Dubai und Sydney: Hatte es in dem Wüstenstaat um halb sechs am Tag zuvor bereits 40°, begnügte sich Sydney mit eigentlich richtig angenehmen 15°. Zusammen mit einer anderen Organisation zwängte man sich in einen Bus, um zum Hostel zu fahren. Die Fahrt durch den kleinen Vorort mit den hohen Wolkenkratzern im Hintergrund hat nicht jedem gefallen – ein Mädel von der anderen Organisation meinte: „Wenn DAS Sydney ist, flieg ich zurück nach Deutschland“. Ja sorry, war doch klar, dass wir nicht im Paradies landen?! Irgendwann stoppte der Bus – keiner wusste, ob wir da waren oder nicht. Unser Abholservice von TravelWorks forderte die TravelWorks Leute vergnügt auf, den Bus zu verlassen und die Koffer zu holen. Als der Bus weiterfuhr, hat man unser Hostel (das Railway Square YHA) schon sehen können. Von außen sehr unscheinbar, wie eine alte Bahnhofshalle – was es ja früher auch mal war -, von innen aber schön modern Backpackerlike gestaltet. Es konnten auch schon fast alle auf ihr Zimmer. Fast, ich nämlich nicht. Zudem war ich auch im einzigen 6er Zimmer der TravelWorks Leute untergebracht. Da wir über noch über vier Stunden auf unser Zimmer warten mussten, beschlossen wir, die Nachbarschaft zu erkunden. Man muss hier nicht weit gehen, um zu sehen, dass man in China Town gelandet ist. Überall Asiaten auf der Straße, Asiaten als Verkäufer beim KFC, Asia-Läden an jeder Ecke. Als wir dann durch das City Market Center gelaufen sind, kam der erste Schock: Was in unserem Infohandbuch von TravelWorks als „preiswertes Reiseland“ angepriesen wurde, stellte sich schnell als „überteuert, überteuerter, Australien“ heraus. Ein Liter Wasser 3,50$?! Dann kamen wir in einen kleinen Getränkeladen – und der nächste Schock. Dieses Jahr würde wohl sehr nüchtern werden: Eine Flasche reguläres Becks kostete hier 4,50$, der Sixpack 20$ und die gängige Jack Daniels Flasche 75$. Dass die Zigarettenschachtel hier 20$ kostet, wunderte unsere Raucher dann auch nicht mehr. Irgendwie verging einem das schon, dass hier alles so teuer ist und teilweise wurden Pläne von „ich bleib ein halbes Jahr!“ ganz schnell zu „ich fahr in drei Monaten pleite wieder heim“. Im Hostel wurde dann noch gekocht – Asia Nudeln mit Fleisch, Süß-Sauer-Soße, jeder ein Stück Wassermelone und einen halben Liter Sprite für insgesamt 7$ pro Person, da unser 6er Zimmer zusammen 44$ dafür gezahlt hatte.  Nicht nur die Preise waren eine Umstellung, sondern auch der Tagesrhythmus hier in Down Under – es ist Winter. Spätestens um halb sechs ist es hier dunkel. Das nutzten wir dann gleich für einen nächtlichen Ausflug um 19:00 Uhr an die Sydney Opera und hatten einen sehr schönen Abend in der Opera Bar. Beleuchtete Oper, beleuchtete Harbour Bridge, Sydneys Skyline bei Nacht. Da lässt man sich ein Glas Wein für 10$ doch gleich schmecken.

Der zweite Tag begann relativ gut ausgeschlafen – 9:15 wurden wir abgeholt, um in das Büro unserer Partnerorganisation gebracht zu werden. Dort hatten wir eine Willkommenspräsentation, die sechs Stunden dauerte (inklusive eine Stunde Pause bei Pizza Hut ). Da war auch ein Lifeguard (Bademeister), der uns über die Gefahren im Wasser aufgeklärt hat. Typischer Australier, gut gebaut, blonde Wuschelhaare, blaue Augen, fetter australischer Akzent. Da wunderte es auch keinen, dass der gute Herr auch Surflehrer war und uns gleich mal seinen Surfkurs nächste Woche angeboten hat. 440$ für Surfkurs, Transport, Surfkleidung, Unterkunft direkt am Strand, natürlich Vollpension. Angesichts der Tatsache, dass Sydney am Tag zuvor als seeeehr teuer empfunden wurde, klang das doch gar nicht schlecht. Als uns unser Job Manager Patrick dann aber eine zweistündige Präsentation übers richtige Bewerben etc. hielt und nebenbei erwähnte, dass man hier so im Durchschnitt 15$ pro Stunde verdient bzw. der Mindestlohn in manchen Bereichen bei 16$ liegt, sah das teure Australien nicht mehr ganz so teuer aus. Klar, in Deutschland ist alles billiger – dafür verdienen die Leute dort auch deutlich weniger. Außerdem müsse man nur wissen, wo man billig einkaufen kann, meinte Patrick. Und das haben wir dann auch gemerkt: Zahlt man in dem einen Supermarkt  an der Ecke 3,50$ für 1l Wasser, bekommt bei den großen Discountern für 4$ sechs Flaschen mit je 1,5 Litern.

Die restlichen Tage wurden dann mit Sightseeing verbracht, ich hab Amelie Kraus aus meiner Jahrgangsstufe getroffen und wir sind zusammen rummgefahren. Wichtigste Regel: Verlasse den McDonalds am Hafen NIE mit nem Burger, sonst fliegen die Möwen von hinten über dich drüber und reißen dir mit ihren fürchterlichen Klauen den Burger aus den Händen. Die scheiß Drecksviecher schulden mit 2,45$ für nen Cheeseburger!

Wenn ich mir das hier alles mal so durchlese, klingt das alles ziemlich negativ – aber das ist es definitiv NICHT. Wenn du denkst, Hamburg ist die schönste aller Städte… komm bitte mal nach Sydney. Der Blick von der Harbour Bridge (einmal drüberklettern kostet 218$ pro Person) auf das Opera House und den Hafen bei Sonnenuntergang – das ist ein Anblick, den man nicht beschreiben und nicht in einem Foto festhalten kann. Als ich das gesehen habe, bin ich wirklich in dieser verdammt geilen Stadt angekommen und musste mir echt das Heulen verkneifen (muss ich mir jetzt auch grad). Ich hab soooo lange darauf gewartet, hier zu sein. Und jetzt bin ich da. Und wer nicht nachkommt, ist selber schuld Dazu kommen die unbeschreibbar schönen Strände wie Manly Beach, Shelly Beach, Watsons Bay etc. mit all ihren Nationalparks (z.T. Brutgebiete für Pinguine), die komplett andere Fauna hier (jeder zweite Baum ist irgendwie ne Palme) und die anderen Tiere. Als ich meinen ersten (wilden) Kakadu mitten in einem Wohngebiet gesehen hab, bin ich sooo abgegangen Dabei ist es voll egal, dass hier Winter ist. Auf sämtlichen Fotos, die ich bis jetzt gemacht habe, schauts nach 30° aus, weil kaum eine Wolke am Himmel ist und die Sonne deutlich spürbar runter brennt. Tatsächlich hats aber nur 20°. Dies im Zusammenhang mit drei Wolken am Himmel ist für unsere Leute an der Rezeption, die täglich eine Tafel mit dem heutigen Wetter beschriften, „very cloudy“ (sehr wolkig). Verdrehte Welt, down under eben. Die Mentalität der Australier ist halt eben anders – ziemlich hilfsbereit zum Beispiel. Als ich mich in Manly nicht mehr sicher  war, ob ich richtig gelaufen bin und nur meine Karte ausgepackt habe, kam sofort eine Joggerin zu mir her und hat gefragt, ob ich ein Problem hab. Das erste Mal am Circular Quay, der Station für die Oper, sind wir nur vom Bus ausgestiegen und haben uns gegenseitig fragend angeschaut, wohin wir wohl gehen sollten – wir haben nichts gesagt – und schon stand ein Australier mit der Wegerklärung an unserer Seite.
Auch im Hostel sammelt man wertvolle Tipps, was man denn alles anschauen kann, wo nicht jeder Tourist hinkommt. Auch wo man am besten einkauft, welche Fahrkarte am günstigsten ist und wie man am besten Geld bei der Hostelbuchung spart. Ich habe meinen Aufenthalt in meinem jetzigen Hostel noch bis Mittwoch verlängert – 3 Tage, kostete zusammen 105$. Hätte ich um 15 Tage (also das fünffache) verlängert, hätte ich nur 330 (das dreifache) gezahlt. Sowas ist zwar ärgerlich, aber für die erste Woche als unerfahrener Backpacker noch ok.
Angesichts der Tatsache, dass das Leben in Australien mit Job deutlich angenehmer und entspannter wird, mache ich mir erstmal keine Sorgen um meine Existenz Morgen hab ich einen Termin für ein Bewerbungsgesprächtraining mit meinem Job Manager und dann geht’s auf Jobsuche. Das erste Bewerbungsgespräch hab ich schon – Mittwoch nachmittag, ein Job mit 20$ pro Stunde in Aussicht. Wenn das klappt, raste ich glaub ich erstmal aus

Warm regards / Liebe Grüße,
Michael





genieß deine Zeit in Australien, aber komm bald wieder, wir vermissen dich! <3 Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden