Seidel down under
Seidel down under - Woche 13
Between „Och nö“ and „Yes <3“

Diese Woche war für mich wirklich ein Auf und Ab. Fünf Tage am Stück frei tun meiner Routine einfach nicht gut, nur zweimal acht Stunden Arbeiten diese Woche meinem Geldbeutel schon gleich gar nicht. Aber meeei… was soll man machen?

Es war eindeutig Zeit, mir die Haare schneiden zu lassen. Eigentlich wollte ich erst im Januar wirklich ein komplettes Make-Over machen lassen… aber meine Haare waren echt lang. Als die Friseurin mich fragte, ob ich Stufe 4 oder Stufe 5 haben möchte, hab ich mich für Stufe 5 entschieden – nächstes Mal sollte ich vielleicht nachfragen, wie kurz welche Stufe ist Aber hey, mir gefällts und es hat nur 10$ gekostet!

Da ich wieder keine Schicht bekommen habe, habe ich am Montag mal beschlossen, mir (endlich) die Altstadt Sydneys namens „The Rocks“ anzuschauen. Bis jetzt bin ich da immer nur flüchtig durch zum Bridge Walk über die Harbour Bridge, aber obwohl das hier alles nur so 250 Jahre alt ist… merkt man den Unterschied zu den neueren Vierteln schon. Könnte vielleicht daran liegen, dass um die Altstadt rum nur Wolkenkratzer mit rieeeesiger Glasfassade stehen… aber egal Ich hab mich ins The Rocks YHA geschmuggelt (ein Hostel, billigstes Zimmer kostet pro Nacht pro Person 40$), das ist auf einer Ruinenstätte des alten Sydneys aufgebaut. Und sooo groß… eigentlich schon kein Hostel mehr. Aber auf der Dachterrasse kann man gute Fotos von der Oper und der Harbour Bridge gleichzeitig machen Ansonsten hab ich noch ein Kleidungsgeschäft gefunden, dass nur Kleidung aus Alpakawolle verkauft. Da der Eintritt ins Museum Of Contemporary Art (Museum der zeitgenössichen Kunst) kostenlos ist, hab ich mir das auch mal angeschaut… und WTF?! Ich stell zwei Quittungsdrucker nebeneinander auf und lass die einen Berg von Quittungen drucken und behaupte, es sei Kunst. Mein Lieblingskunstwerk war ein Haufen Erdnüsse. Das wars. Einfach ein Berg Erdnüsse. HAMMER! In nem anderen Raum gab es ein Dinosaurierskelett, das von Möbelstücken gehalten wird. Wie wärs mit kaputten Bierflaschen, die mit 24 karätigen Goldstreifen versehen wurden? Manche Kunstwerke erinnerten da vom Stil her auch eher an meine Künste in der Grundschule… ich glaub, ich bin einfach zu dumm für diese Art von Kunst

Wirklich fasziniert haben mich nur die Gemälde mit Aboriginal Art, leider waren die in schwarz weiß, aber ich finde sowas wirklich cool. Auch cool war ein Kunstwerk, das die Pioneer-Plakette (eine Scheibe im Weltall, die Außerirdischen von den Menschen hier auf der Erde berichten soll) darstellte und dabei vollkommen aus kaputten IKEA-Möbeln hergestellt wurde. Der Sinn dahinter? Die Plakette soll – wie Handbücher zum Aufbau von IKEA-Möbeln – nur durch die Verwendung von Bildern kommunizieren, das Kunstwerk vereint beide Welten. Aaaaaaaaaaah ja



Moderne Kunst


Das IKEA-Kunstwerk



Aboriginal Art


The Rocks, im Hintergrund die Hochhäuser


Am Dienstag bin ich mit Ditte und Martin (zwei Dänen, die mit mir Arbeiten) zum Bondi Beach gefahren, um den „Bondi To Coogee Walk“ zu machen. Treffpunkt war um 11 Uhr am Bushäuschen am Opernhaus und wann wach ich auf? Zwanzig vor elf, VOLLTREFFER! Erstaunlicher Weise bin ich trotzdem pünktlich gewesen  In Bondi angekommen, wollten wir uns die Wandmalereien der Aboriginies an der Küste anschauen, welche wir leider nicht gefunden haben. Stattdessen haben wir sehr nette Bilder von der Küste machen können und haben beim Überqueren des Bondi Golf Geländes gelernt, dass Golfer nicht durch lachende Backpacker/Touris gestört werden wollen

Als wir dann endlich am Bondi Beach losgelaufen sind, haben wir gleich wieder gestoppt – huch, worauf zeigen denn alle? Achsooo, wilde Delfine machen Wellenreiten und Rückwärtssaltos!! Denen haben wir ein bisschen zugeschaut, bevor wir dann in unseren 6km langen Fußmarsch aufgebrochen sind. An sich war der Spaziergang echt schön, nur das Ende hat sich ein bisschen gezogen – nach drei Stunden kümmern einen die verschiedenen Strände herzlich wenig, die schauen eh alle gleich aus Einmal haben wir in einem Busch wilde Papageien gesehen und denen zugeschaut, was die so ihren lieben langen Tag machen. Nämlich nichts Besonderes, aber hey, wir haben wilde Papageien gesehen Am späten Nachmittag sind wir endlich am Strand in Coogee angekommen und es tut SO gut, mal wieder mit nackten Füßen durch den Sand zu laufen. Aber das Wasser ist mit 16° trotzdem noch zu kalt.
Zuhause kam dann DIE Erkenntnis des Tages: Ich hätte vielleicht Sonnencreme verwenden sollen, ich schau aus wie ein gekochter Hummer Aber vielleicht werd ich ja mal braun?



Martin und Ditte (von hinten), im Hintergrund North und South Head, wo ich vor einer Woche Wale beobachtet habe!


ICH! (von hinten)


DELFINEEEEEE am Bondi Beach


Wilder Papagei im Gebüüüüsch
 

Mittwoch gings dann für 25 Bahnen in den Swimming Pool, natürlich nur, um mein Gesicht zu kühlen und um anschließend meinen Körper im Jacuzzi zu wärmen

Am Donnerstag war suuuper Wetter, das hab ich gleich mal ausgenutzt und bin zum Darling Harbour. Und es ist wirklich komisch, bei so 30° fette Weihnachtsmanndekorationen im Hafen zu sehen o.O Da hängt inzwischen überall Weihnachtslametta mit Christbaumkugeln und sowas. Ich mein, ich freu mich schon tierisch auf Weihnachten am Strand bei 35° oder so… aber mit der ganzen Weihnachtsdeko passt das einfach nicht zusammen

Der Freitag wollte ich ein bisschen Glück haben – ich bin extra früh aufgewacht, um in der Arbeit anzurufen, ob die jemanden zusätzlich brauchen, falls Leute wegen Krankheit o. Ä. absagen mussten. Das Wetter war aber ziemlich stürmisch, ich hab mir keine großen Chancen ausgerechnet. Leider war auch nur die Mailbox am anderen Ende… also hab ich beschlossen, einfach um einen Rückruf zu bitten und mich wieder zurück ins Bett zu legen. Tjooo, der Rückruf kam nicht, dafür ne kleine Erkältung – meine Nase ist ziemlich zu. Also bleibts wohl nur bei 16 Stunden für diese Woche

Da ich mich nicht so wohl gefühlt habe, hab ich beschlossen, wirklich nur in meinem Apartment und in meinem Bett zu bleiben. Ich lebe jetzt seit mehr als zwei Monaten in diesem Apartment und am Freitag war der erste Tag, den ich komplett darin verbracht hab. Auf der anderen Seite, ich hätte nicht gewusst, was ich sonst hätte machen sollen, Wetter war behindert und unbedingt was sehen wollte ich jetzt auch nicht. Also dacht ich mir, mach ich mir den 700g Kuchen, den ich am Sonntag gekauft hab. So groß meine Vorfreude da drauf war, so eklig hat er geschmeckt Meine Mitbewohner freuen sich, kostenlos ein Stück Kuchen, vor allen den Asiaten schmeckt der (der Kuchen ist übrigens nicht made in China, sondern made in New Zealand). 

Was ich aber wirklich schön fand: Zum Abendessen saßen wir zu viert zusammen am Tisch, auch wenn jeder für sich gekocht und gegessen hat – das war das erste Mal, dass wir ohne besonderen Anlass zusammen an einem Tisch gesessen sind. Alwin Moon aus Korea und ich haben um sechs angefangen zu kochen (ich hab mir am Sonntag ein 2kg Hühnchen gekauft, so geil ) und sind erst um dreiviertel zehn vom Tisch aufgestanden. Meine „Mama“ Cyndie aus Frankreich hat sich noch dazugesellt und später ist Javier aus Peru noch dazugekommen. Es war echt lustig, wir haben viel gelacht und Witze über dieses und jenes gemacht. Und ein bisschen was getrunken, Alwin hat Bier für uns gekauft
Diese drei (plus Sergio) sind für mich hier meine Familie. Cyndie ist soo lustig und dadurch, dass wir zusammen im Rides Department im Luna Park arbeiten, verbringen wir viel Zeit miteinander. Ich finds sehr mutig von ihr, schon mit 19 geheiratet zu haben. Am Tisch haben wir unter Anderem darüber geredet und auch über ihre Babypläne, sie ist ja jetzt schon 26 (Zitat: „First the money, than the baby!“). Alwin arbeitet zwar in zwei Jobs und kommt immer sehr spät nach Hause (wir schlafen im selben Zimmer), aber der ist auch ziemlich cool und gehört wohl zu den wenigen Leuten auf dieser Welt, die nen halben Kopf kleiner als ich sind Wenn er noch mit seinen Freunden weggeht, fragt er mich immer, was er anziehen soll und zeigt mir seine Klamotten. Öööhm… ich hab überhaupt keine Ahnung von Mode, aber sagts bitte keinem Javier ist so Mitte 30 und hat inzwischen die australische Staatsbürgerschaft, da er schon fünf Jahre in Brisbane gelebt hat und vor nem halben Jahr nach Sydney gekommen ist. Er kommt eigentlich aus Peru, hat aber schon überall gelebt, Tokyo, Seoul, Los Angeles, New York, Madrid… Er hat ziemlich viel Ahnung von verschiedenen Ländern und eben auch von Australien. Da ich ja eh grad meine Rundreise plane, trifft sich das SEHR gut. „Javieeeer, was kann man in dieser und jener Stadt machen?“ „Aaaaalso… hast du ein bisschen Zeit?“ Gut komm ich dann noch mit Sergio aus Kolumbien klar, so ein kleines Trottelchen wie ich, am Wochenende immer betrunken und auch so immer ziemlich aufgedreht. Aus seinem Zimmer kommt immer Raggea Musik, damit stehts sich immer besonders gut auf. Außerdem  er bringt nach der Arbeit übrig gebliebene Backware von seiner Arbeit nach Hause, da gibt’s dann schon mal (Fladen)Brot umsonst für jeden von uns. Unsere kolumbianisch-deutsche Freundschaft äußert sich insofern, dass wir uns nur noch mit „Aaaaah, Germany!“ und „Aaaaaah, Colombia!“ anreden

Die Anderen aus meinem Apartment finde ich schon nett und so, aber zu denen hab ich jetzt nicht so den Draht wie mit Cyndie, Alwin, Javier und Sergio. Cyndies Mann Hassan aus Marokko seh ich kaum, er arbeitet unter der Woche und ich nur am Wochenende. Servanne aus Belgien arbeitet auch immer unter der Woche und schmuggelt sich von Freitag abend bis Montag früh immer zu ihrem Freund in ein Hostel und verbringt das Wochenende da. Außerdem unterhält sie sich lieber auf Französisch mit Cyndie oder Hassan als mit irgendjemand anderen auf Englisch. Bo aus Korea lebt hier eher zurückgezogen, mit dem hab ich noch nicht so viel zu tun gehabt, aber der zieht nächste Woche aus. Tatsuya aus Japan find ich ein bisschen komisch… dem sein Englisch ist auch ziemlich schlecht, der bringt keinen gscheiden Satz raus und mein Japanisch ist jetzt nicht sooo gut. Neu eingezogen ist ein weiterer Japaner, dessen Name ich allerdings schon in der Sekunde, nachdem er ihn mir genannt hat, vergessen habe. Aber der scheint ein ziemlich verrückter Vogel zu sein, ich erinner mich noch, wie er zum ersten Mal in das Apartment reingekommen ist: In der einen Hand ein riesiger lila Stahlkoffer, in der anderen Hand eine Angel, zerrissene Jeans, schwarze Lederjacke um die Schultern gelegt, wilde, lange schwarze Haare in die Höhe gestylt und eine große Designer-Sonnenbrille im Gesicht Der kann mir bestimmt gute Tipps für mein Make-Over geben  

Wie ihr seht, lauter verrückte Leute und ich zwischen drin, ich bin hier bestens aufgehoben Was mich ein bisschen nervt: Sergio (Kolumbien) und Javier (Peru) reden miteinander Spanisch, Bo und Alwin beide Koreanisch, Tatsuya und der Neue auf Japanisch, Hassan, Cyndie und Servanne auf Französisch – und ich sitz mitten drin und versteh niemanden :/ Da Bo auszieht, bekommen wir definitiv einen neuen Mitbewohner und angeblich schaut sich morgen eine Deutsche das Apartment an

Samstag und Sonntag gings mir schon wieder viel besser, also endlich wieder ab in die Arbeit. Der Samstag an sich war recht unspektakulär, aber der Sonntag sollte spannend werden: Irgendeine Firma hat den kompletten Park für vier Stunden für knapp 8000 Personen reserviert. So vor zwei Wochen hatten wir knapp 4000 Personen im Park und das war schon Chaos, jeder im Rides Department erwartete das Schlimmste. Vor allem, weil ab zwei Uhr der Park für die Allgemeinheit geöffnet wurde – Besucherzahlen von um die 10000 machten die Runde und eigentlich wollte jeder einfach nur noch nachhause (mir wars egal, ich war froh, Geld verdienen zu können ). Die einzig „gute“ Nachricht: Ein Gewitter war für den Nachmittag angekündigt, vielleicht kommen ja nicht allzu viele Leute zusätzlich. Und als man dann halt so gearbeitet hat, hat man früher oder später mal gemerkt, dass viel Trubel um nichts gemacht wurde, das waren nieeeee im Leben 8000 Personen; es kommt hoch, wenns überhaupt die Hälfte war – gut für uns Mitarbeiter Ich wurde schon um halb eins in die Mittagspause geschickt, also hatte ich danach noch fünf Stunden Arbeit vor mir… deswegen hat sich der Tag auch extrem gezogen. Wetter war super warm, keine Wolke am Himmel – bis so gegen halb vier eine rieeeeesige schwarze Wolke am Himmel auftauchte (das besagte Gewitter?). Irgendwie ists schon ziemlich beeindruckend, den blauen Himmel mit keiner einzigen Wolke auf der einen Seite und auf der anderen ne große schwarze Wolke zu sehen. Jeder hat sich auf ein bisschen Abkühlung gefreut – aber irgendwie verzog sich die Wolke wieder, ohne wirklich für Abkühlung gesorgt zu haben… jetzt hab ich bestimmt nen Sonnenbrand im Nacken!!

Umpfa, jetzt hab ich ziemlich viel geschrieben… und mehr fällt mir auch nicht ein. Man liest sich nächste Woche,
euer Michael

genieß deine Zeit in Australien, aber komm bald wieder, wir vermissen dich! <3 Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
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